Zwischen Zempin und Zinnowitz wird an der Bundesstraße ganz offiziell für ein Wirtshaus mit schlechtem Ruf geworben. Zumindest ist das laut wiktionary die Definition von Spelunke. Noch bedenklicher wäre natürlich, wenn dies der neue Gattungsbegriff des zuständigen Straßenbauamtes für das gastronomische Angebot auf Usedom ist.
Spruch der Woche
Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen.
Die Leitungen der Insel-Zeitung sind besonders lang
Am vergangenen Wochenende ist der Architekt Klaus Johannsen verstorben. Ein Verlust für die Insel, hat er es doch immer wieder verstanden, mit seinen Bauten auf der Insel Ausrufezeichen zu setzen, ohne dabei Architektur zum Selbstzweck zu machen.
Normalerweise hätte ich darüber nicht geschrieben, hätte die Insel-Zeitung heute morgen nicht in großer Aufmachung versucht, mir das als Neuigkeit zu verkaufen, die erst gestern bekannt geworden sei. Für wie blöd halten die eigentlich ihre zahlenden Leser? In der Ostsee-Zeitung stand die Meldung nämlich schon am Dienstag, also vor vier (!) Tagen. Im Nachrichtengewerbe nennt man das eine Ewigkeit.
Ich sollte ernsthaft überlegen diese Zeitung abzubestellen, für vier Tage alte Meldungen brauche ich keine Tageszeitung.
Abendhimmel über Usedom XXXIII
Der ultimative Widerspruch
Der neue Chef der Anklamer Zuckerfabrik ist heisst Sauer.
Usedom lässt sich Bären aufbinden
Verstehen kann ich es ja nicht, das beinahe ekstatische Getue auf unserer Insel über die Filmpremiere von Roman Polanskis neuem Film Ghostwriter. Das ging mir bei den Dreharbeiten aber auch schon so. Was um alles in der Welt ist so besonderes daran, wenn unsere Sonneninsel als Double für eine amerikanische Insel bei miserabelstem Wetter herhalten muss?
Immerhin gab es zumindest in Deutschland viel PR während der Dreharbeiten und jetzt noch einmal durch die Verleihung des silbernen Bären, auch wenn Usedom immer in einem Zuge mit Sylt genannt wurde. Ob das tatsächlich die etwa 200.000 Euro Filmförderung durch die Landesregierung wert war, sei einmal dahingestellt. Auf der offiziellen Filmseite ist von Usedom nämlich nichts mehr zu sehen, von Sylt dagegen sehr wohl.
Einer der Hauptdarsteller, Ewan McGregor, hat übrigens offenbar leichte Schwierigkeiten sich richtig an die Drehorte zu erinnern. Auf n-tv.de wird er wie folgt zitiert:
Die ganzen Dreharbeiten waren eine sehr kalte Angelegenheit. Es war immer regnerisch und grau und feucht.
Im Oberbayrischen Volksblatt erzählt er etwas ganz anderes:
Doch das Wetter auf Sylt und Usedom war viel zu gut. Es vergingen viele Tage mit Warten auf den Regen, und das kostet eine Menge Geld.
Das Leben als Schauspieler muss sehr verwirrend sein.
Es nennt sich Winterdienst
Wenn man den Lokalzeitungen trauen kann, ist die Heringsdorfer Gemeindeverwaltung der Auffassung, man habe hinsichtlich des Winterdienstes alles im Griff. Es gebe eine Prioritätenliste, die werde abgearbeitet. Möglicherweise sollte sich einmal jemand mit Ortskenntnis diese Prioritätenliste ansehen, den ganz offenbar hat man einige Straßen vergessen. Bei anderen ist die Priorität so niedrig, dass sich der gemeindliche Winterdienst darauf beschränkt, den Anliegern die mühsam geräumten Grundstückszufahrten wieder zuzuschieben. Von daher sind wir in unserer Ecke des Schulbergs ganz froh, wenn uns gar keine Priorität zugemessen wird. Ein Winterdienstfahrzeug der Gemeinde haben wir schon seit längerem nicht mehr gesehen. Allerdings wird mit schöner Regelmäßigkeit die Zufahrt zu unserem Rondell so zugeschoben, dass sie nicht mehr passierbar ist.
Besonders effektiv ist der gemeindliche Winterdienst am Durchgang zwischen den Wohngebieten „Im Seefeld“ und dem Schulberg. Der Schneepflug kommt mit ordentlich Schwung das Seefeld entlang und schiebt die Schneemassen in diesen Durchgang. Damit macht er den Durchgang jedes Mal für Fußgänger unpassierbar. Als Anlieger, der man die Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen bei diesem Wetter ernst nimmt, steht man nur noch fassungslos und wütend vor dem Desaster. Es macht wirklich Spass, auf einer Länge von zwei Metern und einer Höhe von bis zu einem Meter verdichteten Schnee auf die Seite zu schaufeln, um wieder einen Durchgang zu schaffen.
Man nennt es Winterdienst.
Eines der schmutzigsten Meere der Welt
Unter diesem sehr reisserischen Titel lässt sich Jasper von Altenbockum in der Netzausgabe der FAZ über den ökologischen Zustand der Ostsee aus. Der ist zweifelsohne nicht gut, vor allem vor den Küsten unserer östlichen Nachbarn, aber etwas mehr Sachlichkeit hätte dem Thema nicht geschadet.
Das grösste Problem wird aber richtig beschrieben: Das endlose Gelabere in der Politik, es werden Papiere verabschiedet und Papiere verabschiedet und Papiere verabschiedet ohne dass endlich auch gehandelt wird (erinnert mich irgendwie an das Usedomer Verkehrsproblem). Alleine die Zahl der beladenen Tanker in der Ostsee hat sich in den letzten 10 Jahren verdreifacht auf über 5.000. Und richtig, die müssen alle durch die Kadettrinne. Mit der auch schon ewig diskutierten Lotsenpflicht für diese schwierige Passage wird es auch in der Zukunft nichts werden, dazu bräuchte es Einstimmigkeit der Anrainerstaaten. Und diese Einstimmigkeit wird es nicht geben, denn den Russen zum Beispiel ist es völlig egal, ob hier in der südlichen Ostsee ein Öltanker auf Grund geht oder ob in China ein Sack Reis umfällt.
Winter? Was für ein Winter?
Es nennt sich glaube ich Planwirtschaft. In einem Baumarkt in Ahlbeck sagt der Plan, der Frühling kommt. Und weil das so ist, gibt es natürlich im Usedomer Winterwunderland folgerichtig Stiefmütterchen zu kaufen.
Vielleicht kann man sie ja einfrieren. Bis man sie einpflanzen kann, dürften noch ein paar Wochen ins Land gehen. Wahrscheinlich stehen nächste Woche schon die Osterhasen in den Regalen.
Der Winter fordert Tribut
Die seit Wochen geschlossene Schneedecke setzt nicht nur den Menschen zu. Auf dem Weg nach Hause lag direkt vor der Anflugbefeuerung des Flughafens ein Reh auf der Strasse. Zuerst dachte ich, es sei angefahren worden, dem war aber zum Glück nicht so. Tatsächlich war das arme Tier nur völlig erschöpft und zeigte überhaupt keine Fluchtreflexe mehr. Der Versuch den zuständigen Jäger zu erreichen scheiterte, aber der Mann einer Flughafenmitarbeiterin, selbst Jäger, wusste Rat. Er hob das Reh hoch, packte es in seinen Kastenwagen und fuhr es zur nächsten Futterstelle. Im Auto blieb das Reh stehen und später an der Futterstelle auch. Hoffentlich kommt es dauerhaft wieder auf die Beine.