Ostseebilder aus grauen Vorzeiten

Bilder

Der Warnemünder Fotograf Siegfried Wittenburg hat bei Spon in der Rubrik „einestages“ einen Artikel mit dem Titel „Sonnenbad am Todesstreifen“ eingestellt, der dort in den Kommentaren als etwas übertrieben dargestellt wird.

Ich habe die Fotos aus jener Zeit aufbewahrt. Schwarzweißaufnahmen. Sie zeigen keine Mauer, keine Grenzboote, keine Beobachtungstürme. Auch nichts von der Dramatik, die sich mit den Flüchtlingen auf hoher See bis an den Rand der Hoheitsgewässer der Bundesrepublik und Dänemarks abspielte. Sie zeigen Menschen, die aufs Meer schauen. Möglich, dass sich ihre Gedanken dabei bis hinter den Horizont vortasteten. Was dort wohl sein mag? Gedanken sind frei. Träume sind unsichtbar. Oder doch nicht? Davon erzählen die Fotografien.

Illustriert ist der Artikel mit 25 sehr schönen Schwarzweißaufnahmen.

Neugierig geworden auf den Autor habe ich mir auch dessen Webseite Grüße aus der DDR angesehen. Bei manchen Fotos kann man kaum glauben, dass sie erst vor etwas mehr als 20 Jahren entstanden sind.

Kann denn jemand aus der geschätzten Leserschaft etwas erhellendes zum Thema Grenzkontrollen auf Usedom beitragen?

Mein ganz persönlicher Jahrestag

Menschliches

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Heute vor 20 Jahren wurde ich durch die damalige Gemeindevertretung zum ersten Mal als Bürgermeister von Heringsdorf gewählt. Ich erinnere mich noch sehr gut an die etwas wackligen Knie und das mulmige Gefühl im Magen, als ich im Treppenhaus des damaligen Ferienheimes „Solidarität“ auf das Ergebnis der Wahl wartete, den Gang durch den Saal im Restaurant „Vineta“ und meine erste kurze Ansprache.

Auch 20 Jahre später empfinde ich noch tiefe Dankbarkeit für die Gelegenheit, einen Beitrag beim Neuanfang nach der Wiedervereinigung leisten zu dürfen. Rückblickend würde ich manches heute anders machen, aber so ist das eben mit Rückblicken: Hinterher ist man immer klüger.

Trotz manchmal auch schwieriger Zeiten kann ich für mich das Fazit ziehen: Wenn ich noch einmal die Entscheidung treffen müsste, nach Usedom zu gehen, ich würde es wieder tun. Und das ist ein gutes Gefühl.

Schach dem König

Politisches

Gastbeitrag von Wolfgang Abraham

Die Gemeinde Ostseebad Heringsdorf führt in ihrem Wappen eine Krone und mancher nennt sie gern „Kaiserbäder“. Bürgermeister Kottwittenborg hat in seinem Amtszimmer viele Reminiszenzen an Friedrich II., einen seinerzeit weltpolitisch erfolgreichen und dennoch umstrittenen König Preußens, der die Ideale seiner Jugend brachial verriet, aufgebaut.

Es sei deshalb gestattet, die Turbulenzen um die Kaiserbäder-Tourismus-Service- GmbH, kurz KTS, mit einem königlichen Spiel zu vergleichen – mit einer Schach-Partie. Das scheint zulässig, geht es doch um viel … Macht, Einfluss, Ansehen und nicht zuletzt Geld. Macchiavelli hätte seine Freude.

Die Umstände der Amtsenthebung von Rechtsanwalt Robert Schmidt als Geschäftsführer der KTS legen den aus dem Schachspiel bekannten Begriff „Bauernopfer“ nahe. Dies würde indes dem brillanten, wenngleich etwas zur Hybris neigenden Schmidt nicht gerecht. Im Schachspiel käme ihm eher die Position des Springers oder des Läufers zu. Dafür spricht, dass er vorläufig (?) weiterhin kommissarisch Geschäftsführer der Usedom-Tourismus-GmbH bleibt.

Eine Mehrzweckfigur als Opfer?

Vielleicht ja, denn das Spiel ist wohl über das Stadium der Bauernopfer hinaus. Es muss um mehr gehen, als bisher sichtbar. Der Bürgermeister ist nervös, sonst würde er nicht Gespräche mit Schmidt führen wollen, dessen Entlassung er gerade betrieben hat, nachdem er ihn jahrelang hofierte. Das eigentliche Bauernopfer muss schon früher stattgefunden haben. Subjekt muss eine Person sowohl aus dem Umfeld Schmidts als auch Bürgermeister Kottwittenborgs sein. Wer sie findet, hat vielleicht auch die Quelle gefunden, die den Vorgang öffentlich gemacht hat. Übrigens trägt auch sicher einer der Bauern den Namen Joachim Saupe – seine Opferung steht vielleicht noch bevor.

Wer sind die anderen Figuren im Spiel? Zur Rolle des Turms passt ohne Zweifel der geschasste Geschäftsführer der Usedom-Tourismus-GmbH Bert Balke. Wer hat ihn – mit wessen Deckung – warum aus dem Feld geschlagen?

Der König? Als der sieht sich selbst gern Kottwittenborg. Aber wer das Spiel kennt, weiß, dass er eine nur sehr eingeschränkt bewegungsfähige Figur ist, vollkommen abhängig von seinen Offizieren.

Der wichtigste wird im deutschen Sprachgebrauch etwas missverständlich als „Dame“ bezeichnet – der strategisch fähigste und handlungsfähigste Offizier des Königs. Die Dame kämpft am härtesten, sie hat nur zwei Alternativen – zuerst selbst fallen und den König dem baldigen Untergang preisgeben oder gemeinsam mit dem König untergehen.

Wer ist die Dame in diesem KTS-Spiel?

Und wer schützt uns?

Politisches

Am Dienstag fand in Geringsdorf eine Sitzung der Gemeindevertretung statt, bei der es um die Zukunft des Geschäftsführers der Kaiserbäder Tourismusservice GmbH (KTS), Robert Schmidt, ging. Die Gemeindeverwaltung hatte so ziemlich jeden aufgeboten, dessen sie habhaft werden konnte: Kommunalaufsicht des Landkreises, Kommunalaufsicht des Innenministeriums, Landesrechnungshof, aktueller Wirtschaftsprüfer der KTS. Seltsamerweise war der Vertreter des bisherigen Wirtschaftsprüfers, der eine sehr fragwürdige Rolle in dem Mobbing gegen Robert Schmidt gespielt hat, nicht eingeladen.

Zu Beginn der Sitzung versuchten einige Gemeindevertreter, den betreffenden Tagesordnungspunkt in öffentlicher Sitzung behandeln zu lassen. Unterstützt wurde dieses Ansinnen von Robert Schmidt und sämtlichen Aufsichtsratsmitgliedern der KTS mit Ausnahme von Helmut Friedrich, dem Vorsitzenden der Gemeindevertretung. Die erklärten nämlich schriftlich ihr ausdrückliches Einverständnis mit öffentlicher Behandlung. In der anschliessenden etwas erhitzten Diskussion kam die interessanteste Begründung zur nichtöffentlichen Behandlung von der Vertreterin der kreislichen Kommunalaufsicht, Kerstin Ring:

Man muss die Leute ja auch vor sich selbst schützen.

Gemeint waren damit offenbar die Gemeindevertreter sowie der Geschäftsführer der KTS und die Mitglieder des Aufsichtsrates, die nun gerade erklärt hatten, nicht vor sich selbst geschützt werden zu wollen.

Man fragt sich in solchen Momenten als Bürger wer eigentlich uns vor Leuten schützt, die vor sich selbst geschützt werden müssen.

Kurz vor Ende der Sitzung, nach beinahe dreistündiger Beratung kam es dann zum Beschluss, der Bürgermeister solle den Geschäftsführer abberufen, man (die antragstellende Mehrheit) habe wegen der hohen Bezahlung kein Vertrauen mehr in den Geschäftsführer. Es wurde nicht eine Sekunde darüber diskutiert, welche finanziellen Auswirkungen dieser Beschluss hat. Nicht eine Sekunde, obwohl der Vertreter des Innenministers in der Sitzung erklärt hatte, der Anstellungsvertrag des Geschäftsführers sei wirksam.

Eine Abwägung, ob es nicht besser sei einen mit 160.000 Euro im Jahr möglicherweise überbezahlten, aber offenbar unbestritten fähigen Geschäftsführer zu haben, als für eine Weiterzahlung von 100.000 Euro im Jahr bis Ende 2014 keinen Geschäftsführer, hat überhaupt keine Rolle gespielt. Nicht eine Sekunde. 400.000 Euro zu verbrennen bis 2014 für nichts war keine Sekunde der Diskussion wert. Kein warnender Hinweis auf das finanzielle Desaster von den Koryphäen der Kommunalaufsicht des Landkreises, der Kommunalaufsicht des Innenministeriums und des Landesrechnungshofes. Nichts. Nada. Niente. Nic.

Um was ging es da eigentlich? Um das Wohl der Gemeinde?

P.S.: Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich hätte weder als Geschäftsführer einen solchen Anstellungsvertrag, wie ihn Robert Schmidt hat, haben wollen, noch hätte ich als Aufsichtsrat einem solchen Vertrag zugestimmt. Und ich habe auch Bauchschmerzen bei der Höhe der Vergütung. Aber der Vertrag ist offenbar wirksam in der Welt und so etwas löst man nicht durch ignorieren. Die Zeche werden am Ende wieder all jene bezahlen, die nichts dazu können. Aber das sind wir aus der großen Politik ja schon gewöhnt.