Die Untertanen fliehen, die Dummen freuen sich, die Klugen trauern, wer ehrlos ist, wird erhöht, ungestraft bricht man Regeln.
Aus der Carmina Burana.
Irgendwie zeitlos, der Spruch.
Jetzt geht es rund
Möglicherweise muss ich meine Haltung in Sachen Kreisverkehre auf Usedom noch einmal überdenken. Hier hatte ich nach unserem Englandurlaub Mutmaßungen darüber angestellt, ob der englische dem deutschen Autofahrer intellektuell überlegen sei. Nachdem ich beim egghat auf dieses Video mit Szenen aus einem neu eingerichteten Kreisverkehr in Erfurt aufmerksam wurde, könnte das tatsächlich der Fall sein.
Obwohl, vielleicht lässt sich das auch ganz simpel mit dem zunehmenden Hang des gemeinen Deutschen zur Anarchie erklären. Im Strassenverkehr, besonders in OVP (Osten vor Polen), kann man sich des Eindrucks nicht länger erwehren, die Strassenverkehrsordnung sei nur eine freundlich gemeinte Empfehlung, wie man sich denn im Verkehr verhalten könnte, wenn man denn wollte.
Unvermögen oder Anarchie, das ist die Frage. Keine der beiden Antworten kann einem gefallen.
P.S.: Nach eigenen Angaben des Videoproduzenten sind die Szenen aus einer einstündigen (!) Aufnahme zusammengeschnitten.
Vergebliche Sangesmüh
Gestern waren die Kinder der evangelischen Schule in Benz auf der Insel als Sternsinger unterwegs, um nach altem Brauch Geld für gemeinnützige Zwecke zu ersingen. Das hat auch überall funktioniert, bis auf einen einzigen Ort. Der geneigte Leser ahnt es schon, es war das Rathaus von GHeringsdorf. Dort gab es vom Bürgermeister zwar warme Worte, aber nichts bares. Da wird wohl schon für die Abfindung des KTS-Geschäftsführers gespart.
Die Kinder waren indes großzügiger und hinterließen die traditionelle Segensbitte Christus mansionem benedicat trotzdem. Und etwas Segen könnte das Heringsdorfer Rathaus in diesen Tagen tatsächlich gut gebrauchen.
Spruch der Woche
Wer an den Dingen seiner Gemeinde nicht Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.
Man lernt nie aus
Wir waren dieser Tage im Suan Thai, einem Restaurant mit thailändischer Küche in Ahlbeck essen und fanden in der Getränkekarte ganz erstaunliches.
Dort wurden ein Mai Thai und ein Mojito als thailändische Cocktails angeboten. Mai Thai liess ich im ersten Reflex noch passieren, Thai im Name, passt schon. Aber Mojito? Der kubanische Klassiker, nur echt mit kubanischem Rum? Ist Kuba etwa insgeheim eine thailändische Kolonie?
Beim zweiten Reflex passte auch der Mai Thai nicht mehr. Der heisst eigentlich Mai Tai, wurde in San Francisco erfunden und hat seinen Namen von der tahitischen Redewendung „Mai Tai Roa Ae“.
Und weil ich gerade im Klugscheißmodus bin: Southern Comfort ist kein Whiskey, sondern ein Likör.
Hartz IV-Empfänger auf Usedom lesen nicht
Im Finanzausschuss der Gemeinde Heringsdorf gab es gestern eine etwas erregte Debatte über die Einführung von Benutzungsgebühren für die gemeindeeigene Bibliothek. Zur Sprache kam dabei auch, ob dadurch Menschen mit niedrigen Einkommen und jene, die auf Transferleistungen angewiesen sind, vom Lesegenuss ausgeschlossen werden. Der Heringsdorfer Gemeindevertreter Dr. Malte Wiedemeyer begründete seine Zustimmung mit einer sehr speziellen Sichtweise:
Ich kenne eine Menge Hartz IV-Empfänger, die rauchen, trinken Bier und lesen nicht.
Dazu sollte man erwähnen, dass Herr Dr. Wiedemeyer nicht etwa für die Liberalalas in der Gemeindevertretung sitzt. Nein, er sitzt dort für DIE LINKE.
Anders als im Sozialausschuss ist die Einführung der Benutzungsgebühren im Finanzausschuss durch die Gegenstimmen der berufenen Bürger gescheitert. Bleibt abzuwarten, was die Gemeindevertretung daraus macht.
Spruch der Woche
Der Jubel über den Jahreswechsel ist auch ziemlich banal – schließlich kommt ein neues Jahr jedes Jahr wieder. Jahre sind eine ziemlich solide Ware. Sie werden pünktlich geliefert, und jedes hält, was es verspricht: Genau ein Jahr, keine Sekunde mehr, aber auch keine Sekunde weniger.
Winterliches
Dank der Hartnäckigkeit meiner Tochter gestern die Ausrüstung zum Strand geschleppt. Hat sich dann doch gelohnt, ein polnischer Spaziergänger war am Möwen füttern und das Licht am Strand war, wie soll man sagen, eigenartig.
Ausflug in die Vergangenheit
Die Beschreibung stammt aus der 15. Auflage des Brockhaus, 1928 veröffentlicht.
Verirrt
Heute hatte sich ein Reh auf der Suche nach Futter in unser Wohngebiet verirrt. Seit dem Eisregen am Donnerstag gehen die Tiere praktisch nicht mehr aufs Feld, da sie sich an dem verharschten Schnee die Läufe verletzen. Da die Jäger wegen einer Anordnung der Jagdbehörde in Anklam noch nicht füttern dürfen, es soll wohl erst ab Januar erlaubt sein, gehen die Tiere offenbar ungewohnte Wege.
Hoffentlich hat das arme Tier ohne allzu großen Stress unbeschadet den Weg zurück in den Wald gefunden.