Immer feste drauf

Politisches

Der Historiker Götz Aly hat gestern in einer Kolumne in der Frankfurter Rundschau ( Im rechten Winkel ) braune Wegmarken an der Strecke des Radweges Berlin-Usedom geschildert. Leider hat er sich am Ende für meinen Geschmack vergaloppiert:

Im Seebad Ahlbeck gehe ich in die Buchhandlung. Otto von Habsburg, Verlassen in Ostpreußen, Europa braucht den Euro nicht, Von Peenemünde nach Canaveral, Schlesische Heimat, Swinemünde – (zerbombtes) Dresden des Nordens, Mit U 156 auf Feindfahrt – so lauten die Titel, die ins Auge springen, die hier in dieser Massierung ihre Buchhändlerin und ihre Kunden finden.

Was diese Buchtitel mit braunem Gedankengut zu tun haben sollen erschliesst sich mir nicht. Oder ist man, nachdem man eine Biografie über Otto von Habsburg und ein Buch über den Bombenangriff auf Swinemünde gelesen hat und dem Euro skeptisch gegenüber steht, automatisch ein Nazi?

Richtig grob wird er aber dann beim Thema Peenemünde:

Hermann Oberth, den ich in jungen Jahren als wüsten NPD-Agitator kennenlernte und dessen Veranstaltungen ich störte, verwandelt der Museumsführer zum „namhaften Raketenpionier“; ein glühender Alt- und Neonazi wird zum und genialen Professor. Ekelhaft.

Hermann Oberth war von 1965 bis 1967 Mitglied der Nazis. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie er im Alter von 69 Jahren als wüster Agitator aufgetreten ist und danach noch den Bayerischen Verdienstorden erhalten haben soll. Und in einen „namhaften Raketenpionier“ muss ihn kein Museumsführer verwandeln, er war tatsächlich ein international anerkannter Pionier.

Zum letzten Satz der Kolumne erspare ich mir einen Kommentar. Für einen Historiker eine sehr dünne Argumentation.

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