Was ist eigentlich ein Aufschwung?

Politisches

Aufschwung ist, wenn uns die Medien erzählen, wie schön alles mit Ausnahme der Arbeitslosenzahlen wächst. Alles? Nein nicht alles. Ein kleines, entscheidendes Detail wächst seltsamerweise nicht mit. Es verbirgt sich hinter der Bezeichnung „kaufkraftbereinigtes Jahresnettoeinkommen eines durchschnittlichen Arbeitnehmerhaushaltes„. Und wer hat es herausgefunden? Ausgerechnet die Bundestagsfraktion der drei Prozent Punkte-Partei F.D.P. mit ihrer kleinen Anfrage “ Kalte Progression und soziale Gerechtigkeit“ (Drucksache 16/8104).

Die letzte und 11. Frage der F.D.P.-Fraktion lautet:

Wie hat sich kaufkraftbereinigt das Jahresnettoeinkommen eines durchschnittlichen Arbeitnehmerhaushaltes seit Beginn der 14. Legislaturperiode verändert? 

Die Bundesregierung hat am 03. März (Drucksache 16/8346) darauf geantwortet:

Für den Zeitraum 1999 bis 2001 ergibt sich ein gemischtes Bild: Das Einkommen eines ledigen Durchschnittsverdieners verzeichnete zunehmende jährliche Wachstumsraten, während diese bei einem verheirateten Arbeitnehmer deutlich zurückgingen.

In der wirtschaftlichen Schwächephase 2002/2003 verzeichnete insbesondere der ledige Durchschnittsverdiener deutliche Einkommenseinbußen. Aber auch das Einkommen des verheirateten Durchschnittverdieners ist 2002 kaum gestiegen, 2003 ging es deutlich zurück.

Ab 2005 nahm das Jahresnettoeinkommen sowohl bei dem ledigen, als auch bei dem verheirateten Durchschnittsverdiener ständig ab. Die Abwärtstendenz hat sich zuletzt verstärkt. 

Zusammenfassend kann man also sagen: Aufschwung ist, wenn ein verheirateter Durchschnittsverdiener seit 1999 kaufkraftbereinigt ein ständig sinkendes Einkommen hat.

Lang lebe der Aufschwung!

Dazu passend eine aktuelle Studie der OECD über die Besteuerung von Löhnen (Texte in Englisch). Die Kernaussagen für Deutschland fasst Marc Brost in einer Kolumne über Steuergerechtigkeit auf www.zeit.de zusammen:

Ab etwa 65.000 Euro Jahreseinkommen ist die Belastung mit Steuern und Abgaben in Deutschland regressiv – wer mehr verdient, muss davon immer weniger abgeben. Zweitens: Vergleichbare Länder haben gezielt Niedrigverdiener entlastet – Deutschland aber entlastete trotz Reichensteuer vor allem die Spitzeneinkommen. Drittens: Die Vorteile für Durchschnittsverdiener (rund 40.000 Euro Jahreseinkommen) aus der Steuerreform von 2001 sind durch Inflation und geringe Reallohnsteigerungen zunichte gemacht. 

Könnten die Sozialdemokraten ja mal drüber nachdenken.

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