Das Argument gleicht dem Schuss einer Armbrust – es ist gleichermaßen wirksam, ob ein Riese oder ein Zwerg geschossen hat.
Summertime
Gesehen in Morgenitz. Die Sonnenblume, nicht Jill Scott und George Benson. 🙂
Soziopathischer Journalismus
Die sogenannte Insel-Zeitung des Notkuriers hat gestern über einen Autounfall mit tödlichem Ausgang zwischen Rathebur und Wietstock (von der Insel ungefähr so weit weg wie der Mond) berichtet bzw. den Polizeibericht abgeschrieben. Die Schlagzeile lautete:
38-Jähriger stirbt bei Unfall auf der B 109
Der letzte Satz lautete:
Schaden: 5000 Euro.
Irgendjemand sollte dem Schreiberling mal den Unterschied zwischen Emphatie und Soziopathie erklären.
Hoher Besuch in der Villa Staudt
Historisch verbürgt: In der Villa Staudt war Wilhelm II. des öfteren zu Besuch bei Frau Konsul Staudt. Heute befinden sich in der Villa Ferienwohnungen.
20 Jahre Morgenitzer Töpfermarkt
Es war schön wie immer, allerdings nicht ganz so voll ob der Hitze. Bewundernswert wie Astrid Dannegger Jahr für Jahr der Versuchung widersteht, den Markt zu vergrößern, obwohl es reichlich Anfragen von Kollegen gibt. Bewundernswert auch, wie sich die Gemeinde Morgenitz über 20 Jahre ihren Charakter erhalten hat. Weiter so!
Bitter war in diesem Jahr nur die letzte Runde von Pastor Fritz von Kymmel auf dem Töpfermarkt. Am Ende hat er leider doch angesichts der ständigen Stellenkürzungen durch die Landeskirche resigniert und geht weg. Ein Jammer.
One-Hit-Wonder
Ich habe mich tatsächlich heute morgen überwunden, um 6.30 Uhr aufzustehen, um dem One-Hit-Wonder „ICE in Heringsdorf“ beizuwohnen. Kurz vor dem Eintreffen des Zuges kündigte sich schon die Größe des Ereignisses an in Form einer massiven Präsenz der Staatsgewalt. Reichlich Uniformierte und über dem Bahnhof kreiste 15 Minuten lang ein Hubschrauber der Bundespolizei. Etwas enttäuschend, dass keine Luftabwehrkanonen und gepanzerte Fahrzeuge zum Einsatz kamen.
Pünktlich um 7.31 Uhr fuhr der ICE dann in Heringsdorf ein.
Ab 11.00 Uhr gibt es dann die öffentliche Taufe. Auf das obligatorische Zerschmettern einer Champagnerflasche wird dem Vernehmen nach verzichtet. Nach den jüngsten Ereignissen befürchten die Verantwortlichen der DB, die Flasche könnte die Karosserie durchschlagen.
10 Jahre Planung Ortsumgehung Wolgast
Es gibt ein altes Sprichwort, das da lautet: Unrecht Gut gedeiht nicht. Man könnte fast meinen, das treffe auch auf die Ortsumgehung Wolgast zu. Die Zusage für deren Bau war bekanntlich eine der Kompensationsleistungen für die Zustimmung der rot-roten Landesregierung zur sogenannten Steuerreform der rot-grünen Bundesregierung am 14. Juli 2000.
Am 12. Oktober 2000 kündigte der damalige Ministerpräsident Ringstorff bei einer Bereisung des Landkreises den Beginn der Planungsarbeiten für den Dezember 2000 an. Lange bevor die Ortsumgehung Wolgast überhaupt im Bundesverkehrswegeplan war. Seit dem Beschluss der Bundesregierung vom 2. Juli 2003 ist die Ortsumgehung unter der Nummer MV 8035 als neues Vorhaben mit besonderem naturschutzfachlichem Planungsauftrag im vordringlichen Bedarf verankert mit Baukosten für den Bund in Höhe von 39 Millionen Euro.
Das zuständige Straßenbauamt Stralsund schritt irgendwann im Jahr 2001 dann flott zur Tat und es begann ein intensives Planen für die Ralf-Sendrowski-Gedächtnisbrücke. Im Mai 2003 ging das Straßenbauamt bereits von Baukosten in Höhe von 50 Millionen Euro aus. Dumm nur, dass sich nach Abschluss der Vorplanung der Finanzierungsbedarf auf 84 Millionen Euro belief. Da muss wohl kräftig etwas aus dem Ruder gelaufen sein. Was tun? Streichen, kürzen, irgendwie wieder in die Nähe der ursprünglichen Kosten kommen. Gestrichen wurden dann im wesentlichen die sogenannten Überwerfungsbauten, die eine kreuzungsfreie Einbindung der Umgehungsstraße in das Straßennetz ermöglichen sollten (als Beispiel sei die Anklamer Redoute genannt). Diese sollen jetzt durch Ampeln ersetzt werden. Schöne Aussichten auf neue Staupunkte.
Aber auch das brachte die Kosten nur auf 72 Millionen Euro herunter. Rein zufällig und natürlich ohne jeden sachlichen Zusammenhang hat man im Juni diesen Jahres dem Straßenbauamt Stralsund den Planungsauftrag entzogen und diesen an die DEGES übergeben, was ein ziemlich einmaliger Vorgang ist. Angeblich soll das Bundesverkehrsministerium alle weiteren Arbeiten auf Eis gelegt haben, bis geklärt ist wie es zu dieser Kostenexplosion kommen konnte und wie die Kosten wieder auf ein erträgliches Maß gebracht werden können.
Nachdem man im Jahr 2003 den Baubeginn für 2006, im Jahr 2005 den Baubeginn für 2009 und in diesem Jahr den Baubeginn für 2013 angekündigt hat, wage ich jetzt und hier die Prognose: Vor 2020 wird das nichts. Das Planfeststellungsverfahren hat noch nicht einmal begonnen und ich würde drauf wetten, es wird Klagen geben in dem Verfahren.
Falls ich dann noch blogge, habe ich auch schon eine passende Überschrift: 20 Jahre Planung Ortsumgehung Wolgast.
Stolpe aus der Luft
Spruch der Woche
Akte auf Akte, Paragraf auf Paragraf, die Verantwortung ist in unendlich viele Teile geteilt. Zum Schluss ist es keiner gewesen.
Feine Schwarzweiß-Bilder aus 20 Jahren
Über einen Tip des Greifswalder Antiquars Dr. Ulrich Rose, der unter Ätherflügel und Pflasterstiefel auch bloggt, habe ich seit ein paar Tagen einen kleinen, feinen Bildband mit 94 Schwarzweiß-Fotos der Insel Usedom aus den vergangenen 20 Jahren vor mir liegen.
Trotz des ungewöhnlichen Formats für einen Bildband, nämlich gerade einmal Taschenbuchgröße, entwickeln viele der Bilder eine regelrecht suggestive Kraft. Ich habe es immer wieder in die Hand genommen, um mich auf die einzelnen Bilder einzulassen, sehr wohltuend und sehr entspannend.
Der Fotograf gibt sehr wenig von sich preis, um genau zu sein eigentlich gar nichts, macht aber in seinem Vorwort ein paar Aussagen, die sich viele Inselpolitiker ins Buch schreiben sollten.
Auch wenn es nicht so scheint, aber bezeichnend für die Insel sind nicht die vollen Strände, die Blechlawinen, Promenaden und Hotelketten. Die Natur, unverstellt, wenn nicht gar unberührt, als auch die Kulturlandschaft, verleiht der Insel ihren Charakter.
…
Auch hier reichen schon Momente des Nachdenkens und richtigen Handelns, die Usedom letztlich das erhalten, was viele hier gleichzeitig ersehnen und suchen: unberührte Natur, Erholung und Friedfertigkeit.
Das Buch sollte es in den meisten Inselbuchhandlungen geben. Es kostet 11,90 €, die in jedem Fall gut angelegt sind.