Das Bild hat mir freundlicherweise Thilo Naumann zur Verfügung gestellt. Mal sehen, ob es gelingt bis zum Ende der Flugsaison von jeder angeflogenen Stadt hier ein Bild von der Ankunftstafel zu zeigen.
Fundsache
Es geht doch nichts über etwas Ortskenntnis, zumal bei Journalisten. Wenn man die nicht hat, kann es peinlich werden. Sehr peinlich. So wie auf der Titelseite des Nordkurier vom 2. Juli.
Das Wahrzeichen der Insel Usedom steht immer noch da, wo es hingehört, nämlich in Ahlbeck. Und über die 60 Kilometer Strand liesse sich auch noch trefflich diskutieren. Das war, mit Verlaub gesagt, eine taube Nuss, lieber Herr Nuß.
Meeresrauschen einmal anders
Sie kennen doch auch diese Geschichte, nach der man das Meer rauschen hört, wenn man sich eine Muschel Schnecke ans Ohr hält? Diese Muschel Schnecke sollten Sie sich nicht ans Ohr halten, um es rauschen zu hören. Es sei denn, Sie möchten ein feuchtes Ohr bekommen, wenn die automatische Spülung loslegt.
Ohne Frage dürfte es sich um das mit Abstand originellste Urinal auf Usedom handeln. Unbestätigten Meldungen zufolge soll seit der Installation der Getränkekonsum bei den männlichen Gästen im Heringsdorfer MARITIM Hotel Kaiserhof enorm gestiegen sein.
Lieper Kirche
Nackte Tatsachen bei N24
Am kommenden Dienstag, 7. Juli, zeigt N24 um 13.25 Uhr in ZOOM – Das Reportagemagazin einen Beitrag über das Nacktbaden auf Usedom. Dürfte noch eine Nachwehe des sogenannten FKK-Krieges aus dem vergangenen Jahr sein. Wer mehr dazu wissen möchte, einfach mal in der Suche Nackt eingeben.
Danke an Frank für den Tip.
Feature über Hans Werner Richter
Heute abend (19.05 – 20.00 Uhr) sendet das Nordwestradio ein Feature von Waclaw Stawny über Hans Werner Richter mit dem Titel „Verankert im Sand„. Wird auch übers Internet als Livestream gesendet.
Spruch der Woche
Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.
Terry Pratchett in: Strata
Wie man Vineta zu sehen bekommt
Vorgestern konnte ich hier ja erfreulicherweise auf einen Artikel über Usedom in der New York Times hinweisen. Bei der Gelegenheit habe ich gleich noch etwas im Archiv derselben gestöbert und festgestellt, Reportagen über Usedom gab es dort schon Ende des 19. Jahrhunderts. Am 15. August 1897 wurde ein Bericht mit dem Titel „The lost City of Veneta“ veröffentlicht. Leider ist der Name des Autors nicht bekannt.
Manch eine Feststellung in dem amüsanten und teilweise sarkastischen Bericht erinnert durchaus an heutige Zeiten. So etwa der Hinweis auf Warnschilder im Bereich des Damenbades, mit dem die Herren der Schöpfung aufgefordert wurden hier nicht innerhalb der Reichweite eines Opernglases herumzulungern.
Oder das ewige Ärgernis der Kurtaxe. Detailreich lässt sich der unbekannte Autor darüber aus, dass nicht etwa die Einwohner, Berliner Immobilienspekulanten oder gar die Eigentümer der Villen, Pensionen und Hotels mit ihren reichlichen Einnahmen für den Unterhalt des Kurortes aufkommen, sondern die Gäste. Genauso spitz merkt er an, wie schnell der Kurtaxeintreiber zur Stelle war, um gleich darauf eine Anekdote über einen russischen Badegast zum Besten zu geben.
Der war Staatsminister seines Landes und habe den unvergleichbaren Mut aufgebracht, dem Kurtaxkollektor zu sagen, er möge zum Teufel gehen. Selbstverständlich natürlich mit einer gehobeneren Wortwahl. Und das habe erstaunlicherweise funktioniert, Heringsdorf habe in diesem speziellen Fall darauf verzichtet, den Mann auszurauben. Am Ende wird aber vermerkt, der Minister sei nicht mehr im Amt und wenn er es in diesem Jahr versuche, werde Heringsdorf die Herausforderung annehmen und ihn vor Gericht stellen. (Anmerkung des Verfassers: Ein solches Gehabe von hochgestellten Persönlichkeiten soll auch heutztutage nicht unüblich sein. Genauso wie die Willfährigkeit manches Amtsinhabers jenen gegenüber.)
Wie aber bekommt man jetzt Vineta zu Gesicht? Ein Mann und eine Frau fasten tagsüber in der Woche vor Ostern. Am Ostermorgen nehmen sie einen schwarzen Hahn und einen Schwan oder, wenn kein Schwan zur Hand ist, eine schneeweiße Gans und gehen vor Sonnenaufgang in aller Stille zum Fuß des Langeberges hinüber. Dort entledigen sie sich aller Kleidung und steigen auf den Gipfel der Steilküste hinauf. Während die Sonne aufgeht opfert der Mann den Hahn zu Ehren von Rhadegast und die Frau den Schwan unter Anrufung von Svantevit. Dann und nur dann, sehen sie Vineta zu ihren Füßen liegen, so wie es aussah, als jene Götter – Rhadegast, der Schutzpatron der Krieger und der Piraten; Svantevit, der Gott der Musik, Vorhersehung und der Liebe – innerhalb der Stadtmauern angebetet wurden.
Diese Kenntnis hat der Autor unter Einsatz zahlreicher „Schnapse“ und einiger Silbermünzen von einer uralten Bansiner Einwohnerin erlangt. Auch das eine Parallele zu heute: Unglaublich für was unsere Touristen ihr Geld ausgeben. 😉
Link der Woche
Der Link hat nur insofern etwas mit Usedom zu tun, als es um Wasser geht. Genauer gesagt um Unterwasseraufnahmen aus dem Portfolio von Zena Holloway. Die Fotografin hat gemeinsam mit der Illustratorin Heidi Taylor die Novelle The Water-Babies: A Fairy Tale for a Land-Baby von Charles Kingsley aus dem Jahr 1863 in fantastische Bilder umgesetzt.
Eine gute deutsche Beschreibung dieses englischen Kinderbuchklassikers hat Thomas Gerold hier verfasst.
Die Insel des singenden Sandes
Ist das nicht eine schöne Überschrift? Im originalen lautet die Schlagzeile Off Germany, an Island of „Singing“ Sand und gehört zu einem Artikel, den Gisela Williams vergangenen Sonntag in der New York Times veröffentlicht hat.
When the conditions are just right, the rubbing of the island’s sugar-white grains of sand will set off a small chorus of little squeaks, like music from a tiny orchestra of invisible violins.
Die reine Poesie. Der Journalistin muss unsere Insel bei ihrem Besuch am Osterwochenende augenscheinlich sehr gut gefallen haben. Der ganze Artikel ist voller schöner Formulierungen, hier noch ein Beispiel:
Aristocratic merrymakers would visit for six weeks in the summer, strolling like peacocks along the promenade, sometimes changing costumes two or three times a day.
Merry bedeutet bekanntlich fröhlich, Merrymakers kann man wohl mit Müßiggänger übersetzen. Aristokratische Müßiggänger, die wie Pfauen auf der Promenade entlang schlendern. Köstlich und unbedingt lesenswert.