Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker …

Allgemein

falls Sie einen finden. Das gilt für Usedom jedenfalls an den Wochenenden. Am gerade vergangenen benötigte eine Urlauberin in Heringsdorf medizinischen Beistand für ihr kleines Kind. Erste Überraschung: Den früher üblichen, ganzjährigen Praxisdienst gibt es im Winter (offenbar nur noch Ostern, Pfingsten und in der Hochsaison) nicht mehr, nur noch den Hausbesuchsdienst. Der ob der zurückzulegenden Strecken in seinem Zuständigkeitsbereich von Usedom bis Koserow mehr auf der Strasse als beim Patienten und hoffnungslos überlastet ist. Die Urlauberin erhielt die Auskunft, dass mit dem Besuch des Arztes frühestens in drei Stunden zu rechnen sei. Der Zustand des Kindes verschlechterte sich, die Besorgnis der Mutter wuchs, was also tun? 30 Kilometer bis zum Krankenhaus nach Wolgast fahren? Man rief dann den Notarzt an, der für solche Fälle eigentlich nicht vorgesehen ist. Die nächste Überraschung erlebte die Urlauberin, als sie versuchte in den Kaiserbädern am Samstag eine Bereitschaftsapotheke zu finden, um das Rezept einzulösen. Gab es nicht. Die Apothekenbereitschaft war in der Stadt Usedom, 25 Kilometer entfernt.

Ich bin weit davon entfernt, den Ärzten oder Apothekern einen Vorwurf zu machen. Die werden ihre guten Gründe haben, die vermutlich in der 3794. sogenannten Gesundheitsreform liegen (Anmerkung an mich selbst: Mach endlich mit der romantischen Vorstellung Schluss, eine Reform bringe eine Verbesserung). Mal ganz abgesehen von der Verschlechterung der Versorgung auch für die Einwohner, welch fatalen Eindruck macht denn so etwas auf Urlaubsgäste?

Hier, liebe Touristiker von Vereinen und Verbänden, läge doch eine Aufgabe abseits von weltbewegenden Dingen wie Null-Emissions-Insel oder kleinkarierten Streitigkeiten über Namen und Namenszusätze. Vielleicht lässt sich ja mit vereinten Kräften etwas heilen im Interesse von Einwohnern wie Gästen. Die besagte Urlauberin sehen wir auf jeden Fall in den nächsten Jahren nicht mehr wieder und aus ihrem Bekanntenkreis wohl auch niemanden mehr.

P.S.: Zahnschmerzen durfte man an besagtem Wochenende auf der Insel auch nicht haben. Zahnärztliche Nothilfe gab es nur in Anklam und Wolgast.

3 Kommentare

Kommentare sind geschlossen.