Als am Strand noch Ordnung herrschte

Historisches

Seit ein paar Tagen bin ich im Besitz eines herrlichen alten Buches:

Handbuch der Architektur
Vierter Teil: Entwerfen, Anlage und Einrichtung der Gebäude.
5. Halbband: Gebäude für Heil- und sonstige Wohlfahrtsanstalten.
3. Heft: Bade- und Schwimmanstalten

aus dem Jahr 1921. Wobei Heft in diesem Fall etwas untertrieben ist. Auf 443 Seiten unterhaltsam Geschichte der Badearchitektur, Ansichten und Grundrisse dazu dargestellt und auf 2 davon geht es auch um das ehemalige Herrenbad von Heringsdorf.

hjm

Die Herren-Badeanstalt im Ostseebad Heringsdorf gibt uns ein Beispiel eines offenen Meerbades mit festem Kabinenbau, der auf Pfählen im Wasser errichtet ist.Der Fußboden des Kabinenbaues ist so hoch gelegt, daß er auch bei Sturmflut nicht überspült wird. Das Gebäude besteht aus einem parallel dem Strande gestellten Hauptbau, an den sich zwei dazu rechtwinklig in das mehr vortretende Flügelbauten anlehnen, und umschließt so eine Wasserfläche von 28,00 m Breite auf drei Seiten. Die vierte Seite ist nach dem Meere zu offen. Der dem Strande zunächst liegende, weniger tiefe Teil der umbauten Wasserfläche ist für Kinder bestimmt und nach dem tieferen Wasser zu durch ein Seil abgegrenzt. Die vorhandenen 56 Kabinen liegen zu beiden Seiten eines 1,60 m breiten, unbedeckten Ganges. Jede Kabine ist 2,50 m lang, 1,50 m breit und etwa 2,50 m im Mittel hoch. Vom Strand führt eine breite Freitreppe auf die Höhe des Kabinenbaues. Man betritt hier zunächst den Mittelbau, worin sich die Karten- und Wäscheausgaben befinden. Zu beiden Seiten schließt sich der bereits erwähnte Mittelgang an, der sich in gerader Verlängerung der Flügelbauten noch ein Stück weiter in das Meer hinaus bis zu größerer Wassertiefe erstreckt. Entsprechende Treppen führen an den Kopfenden der Flügelbauten und dem Haupteingang gegenüber zum Wasser hinab. Auf diese Weise ist eine bequemliche Zugänglichkeit zu den verschiedenen Wassertiefen geschaffen. Nach der Landseite hin sind die Öffnungen zwischen den Pfählen vom Fußboden des Kabinenbaues bis zum Wasserspiegel hinab, teils mit Gittern, teils mit Brettern verkleidet, um den Einblick in das Bad zu verhindern.

Ja, da herrschte noch Zucht und Ordnung.